Ottawa – Der Sitz des Präsidenten

Ottawa ist fühlbar kleiner als Toronto und die Hauptstadt Kanadas. Der Regierungssitz ist ein beeindruckender Komplex aus mehreren Gebäuden, den man auch von Innen besichtigen kann, wenn man – anders als wir – willens ist, früh aufzustehen und ziemlich lange vor einem Schalter zu warten. Aber auch von aussen sind die Bauwerke absolut sehenswert. Zufällig haben wir sogar die Wachablösung mitbekommen, die eigentlich ziemlich unspektakulär ist, bei der allerdings eine der Musikanten in ihrer Militäruniform umgekippt ist. Kein Wunder, Pelzmützen sind ja auch nicht wirklich die besten Accessoires bei 30 Grad im Schatten.

Auch abends lohnt sich ein Besuch auf dem Gelände, dann findet eine kostenlose Lichtshow statt, die die Geschichte Kanadas illustriert.

Ottawa kann man gut zu Fuss besichtigen, da sich die meisten Sehenswürdigkeiten im Zentrum befinden. Als Tourist versteht man das System der Buslinien sowieso nicht. Ausserdem weiss man so nie, was man entdeckt; Rik zum Beispiel hatte unerwartet viel Spass mit einer Bärenstatue.

Verwirrendes Toronto

Als wir nach Bus- und Zugfahrt in Toronto angekommen sind, wollten wir nur eines: so schnell wie möglich in die Ferienwohnung. Das war allerdings gar nicht so einfach, weil das System der öffentlichen Verkehrsmittel für Aussenstehende anfangs nur schwer durchschaubar ist. Auf den Karten sind keine einzelnen Haltestellen eingezeichnet und an den Haltestellen ist kein Schild, das anzeigt, welche Linien bedient werden. Da Toronto – wie viele nordamerikanische Städte – in einem Gittermuster angelegt ist, findet man sich nach einigen Tagen aber dennoch schnell zurecht.

Spaziergang mit Cyndy


An unserem ersten Tag zeigte und Cyndy den Finanzdistrikt und die Hafenpromenade. Cyndy ist Teil des «Global Greeter»-Netzwerks, einer Organisation, die Touristen einen Einheimischen «vermittelt», der ihnen seine Stadt zeigt und dabei weniger Fokus auf grosse Touristenattraktionen legt als auf das, was die Stadt für ihn persönlich ausmacht. «Global Greeter» gibt es in vielen grossen Städten und sie sind eine interessante Alternative zu klassischen Touren, da sie viel persönlicher sind und einen auch mal in Gegenden einer Stadt führt, die man alleine vielleicht nicht besucht hätte.

 

 

 

Das Aga Khan Museum

Nach der Tour mit Cyndy waren wir erstmal ziemlich kaputt, weswegen wir uns in einen Bus stadtauswärts gesetzt haben und zum Aga Khan Museum für islamische Kunst und Kultur gefahren sind. Der Eintritt war an diesem Tag kostenlos, für die Sammlung lohnt es sich aber definitiv auch den regulären Preis zu zahlen. Im Untergeschoss werden unterschiedlichste Zeugnisse islamischer Kunst wie Töpfereien, Kleidung oder Ornamente für Gebäude gezeigt. Im Obergeschoss wird moderne Kunst ausgestellt, die mir mal wieder vorgeführt hat, dass mir dazu absolut der Zugang fehlt.

Die Canada National Exhibition (CNE)


Ganz auf meiner Wellenlänge war unser Besuch der Nationalausstellung Kanadas, im Endeffekt eine Art riesiger Rummel mit verschiedenen Hallen, in denen kanadische Produkte und Innovationen gezeigt werden. Ausserdem gab es verschiedene Shows, eine Fressmeile, Sand- und Butterskulpturen, einen Streichelzoo (mit Alpacas – sooooo fluffig!), und vieles mehr.

Verköstigung und Unterhaltung

Im Distillery District, einem ehemaligen Industrieviertel, kann man heute durch kleine Kunst- und handwerksläden bummeln und sehr gut essen gehen. Wir hatten Glück und konnten einen Tisch bei El Catrin, einem hippen mexikanischen Restaurant, reservieren, wo wir uns durch ein 7-gängiges Menü gefuttert haben.


Etwas weniger gut war das Essen bei «Famous People Players», der Besuch war dennoch… eindrücklich? Ich weiss gar nicht so recht, wie man das Erlebnis beschreiben soll. Ich hatte Tickets für Abendessen und Show gebucht, weil die Bewertungen auf Tripadvisor ziemlich gut waren. Wir haben uns also eines Abends aufgemacht und standen nach einer recht langen Fahrt mit den ÖV mitten in einem Industriegebiet, das wahrlich nicht so aussah, als würde man dort ein Theater finden. Im Gebäude sassen wir dann etwas verdattert in einer Art zum Zirkuszelt umdekorierten Halle, wo wir von zwei Dutzend etwas eigensinnig wirkenden Kellnern bedient wurden. Das Essen war nicht schlecht, der Raum aber halb leer, das Dekor sehr speziell und keiner hat erklärt, wie eigentlich der Abend abläuft. Wir kamen nicht umhin uns zu fragen, wo wir hier eigentlich gelandet sind. Nach dem Hauptgang wurde es etwas klarer, als eine der Mitarbeitenden erklärte, dass die Kellner und Köche Menschen sind, die aufgrund einer geistigen Behinderung Schwierigkeiten haben, im normalen Arbeitsleben Fuss zu fassen – oh und: sie sind zusätzlich auch die Schauspieler des Theaters. Das stellte sich als fantastisch verrückte Schwarzlicht-Puppen-Show heraus, die man kaum in Worte fassen kann, aber absolut zu empfehlen ist. Hier ein kleiner Eindruck: https://youtu.be/V5OCedQymL0?t=5m34s.

Toronto Island

Wesentlich ruhiger geht es auf Toronto Island zu. Auf der Insel, die man durch eine kurze Fahrt mit der Fähre erreicht, kann man wunderbar spazieren gehen, Fahrrad fahren oder einfach am Strand liegen und sich vom Grossstadt-Trubel erholen.

Die Natur um Niagara Falls

Niagara Falls ist eine wirklich furchtbare Stadt mit einem sehr beeindruckenden Wasserfall. Wir waren drei ganze Tage dort und haben fast alles gemacht, was es in der Gegend zu tun gibt. Neben den Fällen, die man vor lauter Touristen eh kaum sehen kann, gibt es nämlich richtig viele schöne Ecken. Besonders beeindruckend war es, an den Stromschnellen des Niagara River entlangzulaufen, die zu den gefährlichsten ihrer Art gehören:

Ebenfalls empfehlenswert und kostenlos – wenn auch schweisstreibend – sind die Wanderwege bei Niagara Glen, die über Stock und Stein hinunter zum Fluss führen. Wer schwindelfrei ist, sollte sich auch das Aero Cart nicht entgehen lassen, mit dem man den Fluss überqueren kann:

Optionale Attraktionen

Ausserdem waren wir im Schmetterlingshaus, in einer absolut furchtbaren Vorführung «für alle Sinne» namens Niagara’s Fury (man steht auf einem Gitter, wird mit Wasser bespritzt und mit Sound beschallt, während auf einer Leinwand unidentifizierbare Bilder der Herausbildung der Niagarafälle gezeigt werden), im botanischem Garten und natürlich mit einem Hornblower Boat ganz nah an den Fällen dran. Und zuletzt haben wir einmal den Fehler begangen auf der Suche nach Essbarem in die Stadt selbst zu gehen, die eine scham- und charmlose Imitation von Las Vegas und unbedingt zu meiden ist.

New York – Erster Eindruck hui, zweiter Eindruck pfui

Mit dem Schiff in den Hafen von Manhattan zu segeln ist vermutlich die eindrücklichste Art New York zum ersten Mal zu sehen. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir am Tag vor der Ausschiffung unter der Verrazano-Narrows-Brücke und an der Freiheitsstatue vorbeigefahren, mit bestem Blick auf die unzähligen Wolkenkratzer wie das Empire State Building oder das One World Trade Center. Die Skyline New Yorks, die wir bisher nur aus Film und Fernsehen, von Bildern im Netz oder aus den Nachrichten kannten, immer näher kommen zu sehen, war eine nahezu surreale Erfahrung. Wir mussten uns erst einmal daran gewöhnen, dass das wirklich alles echt ist!

Überfordert vom Big Apple

Da wir nur einen vollen Tag hatten, bevor wir mit dem Zug in Richtung Niagarafälle aufbrachen, haben wir die Umgebung in der Nähe unseres Hotels zu erkunden. Das ist gar nicht so leicht, denn Midtown-Manhattan scheint aus allen Nähten zu platzen, ich habe noch nie so viele Menschen auf so dichtem Raum erlebt, ausser vielleicht bei einem Festival. Ständig wird gehupt oder ein Krankenwagen fährt vorbei und auch, dass man den Himmel zwischen den ganzen hohen Gebäuden kaum sieht, ist erstmal irritierend. Auf den Schock haben wir uns einen Burger bei der New Yorker Fastfood-Kette Shake Shack gegönnt, der wirklich gut war, und im Bryant Park die geschundenen Füsse hochgelegt.

Boston – Liebe auf den ersten Blick

Der vorletzte angelaufene Hafen unserer Schiffsreise war Boston, in das Rik und ich uns sofort verguckt haben. Wir sind vom Zentrum zum Boston Common Garten und über die Commonwealth Allee gelaufen und dabei an vielen herzigen Ecken, kleinen Backsteinhäusern und charmanten Geschäften vorbeigekommen. Unser Ziel war das Mapparium, ein dreistöckiger Globus, der von innen durch eine neun Meter lange Brücke aus Glas besichtigt werden kann.

Der Globus ist optisch und akustisch sehr beeindruckend, leider wurde unser Besuch davon getrübt, dass er in der Mary Baker Eddy Bibliothek steht, deren Namensgeberin die Begründerin der «Christian Science» ist. Die Anhänger dieser Lehre glauben, man sich durch Gebet von allen möglichen Krankheiten heilen kann… Das Eintrittsgeld geht also leider direkt an ultrareligiöse Spinner.

Zu Wasser

Wesentlich lieber haben wir dem Kassierer der Schwanenboote im öffentlichen Garten von Boston ein paar Dollar in die Hand gedrückt und anschliessend auch dem Saxophonspieler, der unsere Bootsfahrt mit dem Soundtrack von Star Wars untermalt hat.

 

Zu Fuss

Nach einem Spaziergang zurück zum Zentrum entlang des Charles River und einem kurzen Abstecher zum reichlich touristisch anmutenden Faneuil Hall Marketplace, im Grunde genommen eine Fressmeile im alten Marktgebäude der Stadt, sind wir zurück aufs Schiff und konnten bei der Ausfahrt eine fantastische Aussicht auf die Skyline Bostons geniessen.

Halifax – Sport und Spiele

Das Wetter in Halifax war am Morgen stark verbesserungswürdig, daher haben wir zuerst der Public Library, einer ultramodernen Bibliothek in der Innenstadt, einen Besuch abgestattet. Da wir am Wochenende dort waren, konnten wir nicht nur bei einem fantastischen Stück Kuchen den Ausblick vom Café im obersten Stock geniessen, sondern auch eine Runde Flipper spielen. Ja, flippern, in einer Bibliothek. Auf der Etage mit den Medien für Kinder und Jugendliche gibt es einen Raum mit Flippern aus den letzten paar Jahrzehnten, an denen man kostenlos spielen darf.

Anschliessend sind wir den steilen Weg zur Festung der Stadt hochgelaufen, wobei wir vom einem Regenguss überrascht wurden. Da der Eintritt zur Festung auch noch kostenlos war – anlässlich des 150. Geburtstags Kanadas – haben wir die Gelegenheit genutzt, das Museum der Festung zu besuchen. Bis Mittag hatte sich der Regen gelegt und wir konnten dabei zusehen und -hören, wie eine historische Kanone geladen und abgefeuert wurde, die täglich ankündigt, dass es jetzt 12 Uhr ist.

Am Nachmittag machten wir uns daran, die vielen auf dem Schiff zu uns genommenen Kalorien wieder abzutrainieren. Während einer zweistündigen Kajaktour haben wir den Hafen und die nahe gelegene Georges-Insel erkundet, was unglaublich viel Spass gemacht hat. Dabei klärte das Wetter langsam auf und am Pier der Stadt kam unterdessen ein Strassenkünstler-Festival in Gang, bei dem in Mitten dutzender Fressstände Musiker und Akrobaten auftraten.

Das andere Sydney

Das Opernhaus, die Harbour-Brücke, das Queen-Victoria-Gebäude – Sydney in Australien ist in der ganzen Welt bekannt – Sydney in Kanada eher weniger und das vollkommen zu Recht. Die Stadt hat einige ganz netter Häuser und die grösste Violine der Welt und… ja… das war’s. Wir waren zusätzlich noch im Design- und Handwerkszentrum, das im Obergeschoss eine interessante Fotografieausstellung zu Japan zeigte, aber auch das hat man in maximal 20 Minuten gesehen.

Zum Glück fand am Tag unseres Besuchs eine Pride-Parade der LGBT-Gemeinde (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender) statt, die die eher triste Stadt und das noch tristere Wetter mit Glitzer und Regenbogenfarben aufmischten.

Paamiut – eine Stunde genügt

Der erste Blick auf Paamiut von Schiff aus war nicht gerade überzeugend:

Und auch der zweite Eindruck war eher mässig. Der Ort ist winzig und bietet ausser einer älteren Holzkirche eigentlich gar keine Sehenswürdigkeiten. Wir kamen mit einem Tenderboot an Land und nahmen gleich das übernächste wieder zurück, denn in einer Stunde kann man locker alles sehen, was Paamiut zu bieten hat. Es gibt ausser der Kirche noch ein Café und zwei Friedhöfe – das war’s. Zudem fehlt dem Dorf der Charm von Qaqortoq, das wesentlich idyllischer gelegen und auch besser in Schuss ist und meist auch mehr Sonne abbekommt.

 

Reykjavik – die nördlichste Landeshauptstadt der Welt

Geführte Stadttouren können sehr, sehr langweilig sein. Das liegt meist nicht an der Stadt, sondern am Fremdenführer, der seinen Job darin erfüllt sieht die ihm folgende Menschenherde von A nach B zu geleiten und dabei Jahreszahlen und Namen herunterzurattern. Unsere Tour in Reykjavik hätte davon nicht weiter entfernt sein können. Eric von CityWalk war ein fantastischer Guide, der uns die grossen Attraktionen und kleinen Geheimnisse der Stadt näher gebracht und dabei einen für Isländer eher seltenen Witz und Charm versprüht hat. Am bisher wärmsten Tag des Jahres sind wir also vom Parlamentsgebäude – wenn man es nicht wüsste, man würde daran vorbeilaufen – über den ältesten Friedhof der Stadt zur Konzerthalle Harpa und von dort zur Hallgrímskirkja gelaufen. Die Tour war kostenlos, die junge Firma finanziert sich allerdings durch freiwillige Spenden, man sollte daher unbedingt grosszügig Trinkgeld geben!

Das Parlamentsgebäude

Die Isländer sind sich häufig uneins. Das merkt man auch dem isländischen Parlament an, in dem momentan gleich sieben verschiedene Parteien vertreten sind – obwohl das Land weniger Einwohner hat als Zürich. Das  Parlament, auch Althing genannt, trifft sich mittlerweile nicht mehr in Þingvellir, sondern im Alþingishúsið, einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das von einem Dänen entworfen wurde. Dazu sei erwähnt, dass das, was dem Basler der Zürcher ist, oder dem Schweizer der Dütsche, das ist dem Isländer der Däne. Erst im Zuge der Belagerung Dänemarks durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg konnte sich Island von den unbeliebten dänischen Herrschern unabhängig erklären und über diesen Coup freuen sich die Isländer bis heute, während sich die Dänen noch immer grämen, dass ihr ehemaliges Einflussgebiet die erste Gelegenheit genutzt hat, sich loszusagen.

Die Harpa Konzerthalle

Die Harpa Konzerthalle ist eine architektonische Augenweide, vor allem wenn die Sonne auf die Fassade fällt, die Fischschuppen nachempfunden ist , und deren bunte Reflektionen an die Nordlichter erinnern soll. Darüber hinaus findest dort im Sommer mehrmals in der Woche die Comedy-Show „How to become Icelandic“ („Wie man Isländer wird“), die angehenden Nordmännern und -frauen für einen angemessenen Preis eine Stunde solide Unterhaltung bietet.

Kleine Stärkung nach dem Marsch

Island ist unglaublich teuer. Wer in der Schweiz lebt, tendiert ja gemeinhin dazu zu denken „Pffft, teuer, ich lebe in der Schweiz – was soll mich denn schocken?“ – tja, die Antwort ist Island. Ein unspektakuläres Sandwich aus dem Kühlregal im Supermarkt kostet hier fast 10 Franken, das Bier für die Hälfte wird in einem glorifizierten Schnapsglas serviert. Restaurants kamen zur Verpflegung also nicht in Frage, vor allem in Anbetracht des wunderbaren Wetters. Daher haben wir bei Bao Bun, einem Foodtruck in der Innenstadt, Halt gemacht und dort gedämpfte chinesische Teigtaschen mit klar von der isländischen Küche inspirierter Fisch- und Rindfleischfüllung bestellt, die ich als gewöhnungsbedürtig bezeichnen würde, Rik aber gut geschmeckt haben 😉