Geführte Stadttouren können sehr, sehr langweilig sein. Das liegt meist nicht an der Stadt, sondern am Fremdenführer, der seinen Job darin erfüllt sieht die ihm folgende Menschenherde von A nach B zu geleiten und dabei Jahreszahlen und Namen herunterzurattern. Unsere Tour in Reykjavik hätte davon nicht weiter entfernt sein können. Eric von CityWalk war ein fantastischer Guide, der uns die grossen Attraktionen und kleinen Geheimnisse der Stadt näher gebracht und dabei einen für Isländer eher seltenen Witz und Charm versprüht hat. Am bisher wärmsten Tag des Jahres sind wir also vom Parlamentsgebäude – wenn man es nicht wüsste, man würde daran vorbeilaufen – über den ältesten Friedhof der Stadt zur Konzerthalle Harpa und von dort zur Hallgrímskirkja gelaufen. Die Tour war kostenlos, die junge Firma finanziert sich allerdings durch freiwillige Spenden, man sollte daher unbedingt grosszügig Trinkgeld geben!
Das Parlamentsgebäude

Die Isländer sind sich häufig uneins. Das merkt man auch dem isländischen Parlament an, in dem momentan gleich sieben verschiedene Parteien vertreten sind – obwohl das Land weniger Einwohner hat als Zürich. Das Parlament, auch Althing genannt, trifft sich mittlerweile nicht mehr in Þingvellir, sondern im Alþingishúsið, einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das von einem Dänen entworfen wurde. Dazu sei erwähnt, dass das, was dem Basler der Zürcher ist, oder dem Schweizer der Dütsche, das ist dem Isländer der Däne. Erst im Zuge der Belagerung Dänemarks durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg konnte sich Island von den unbeliebten dänischen Herrschern unabhängig erklären und über diesen Coup freuen sich die Isländer bis heute, während sich die Dänen noch immer grämen, dass ihr ehemaliges Einflussgebiet die erste Gelegenheit genutzt hat, sich loszusagen.
Die Harpa Konzerthalle

Die Harpa Konzerthalle ist eine architektonische Augenweide, vor allem wenn die Sonne auf die Fassade fällt, die Fischschuppen nachempfunden ist , und deren bunte Reflektionen an die Nordlichter erinnern soll. Darüber hinaus findest dort im Sommer mehrmals in der Woche die Comedy-Show „How to become Icelandic“ („Wie man Isländer wird“), die angehenden Nordmännern und -frauen für einen angemessenen Preis eine Stunde solide Unterhaltung bietet.
Kleine Stärkung nach dem Marsch

Island ist unglaublich teuer. Wer in der Schweiz lebt, tendiert ja gemeinhin dazu zu denken „Pffft, teuer, ich lebe in der Schweiz – was soll mich denn schocken?“ – tja, die Antwort ist Island. Ein unspektakuläres Sandwich aus dem Kühlregal im Supermarkt kostet hier fast 10 Franken, das Bier für die Hälfte wird in einem glorifizierten Schnapsglas serviert. Restaurants kamen zur Verpflegung also nicht in Frage, vor allem in Anbetracht des wunderbaren Wetters. Daher haben wir bei Bao Bun, einem Foodtruck in der Innenstadt, Halt gemacht und dort gedämpfte chinesische Teigtaschen mit klar von der isländischen Küche inspirierter Fisch- und Rindfleischfüllung bestellt, die ich als gewöhnungsbedürtig bezeichnen würde, Rik aber gut geschmeckt haben 😉